Der 2. Burghof


Das Georgstor [1400]

Georgstor Ein Torbau, bestehend aus zwei Türmen, die beide ein doppeltes Mauerwerk haben und durch eine Sperrmauer mit einem gedeckten Verbindungsgang im zweiten Obergeschoß verbunden sind. Bevor wir durch den Torbau schreiten, betrachten wir das Doppelwappen, das von einem spätgotischen Tuffsteinrahmen eingerahmt wird. Das Wappen wurde zweimal renoviert, das erstemal 1959 und das zweite mal 1998/99. Links sehen wir das Bayrische Wappen und rechts das Polnische Wappen. Sie wurden zur Erinnerung an die Hochzeit von Herzog Georg des Reichen und Hedwig ("Jadwiga"), Tochter des Polenkönigs Kasimir IV. angebracht. Die Hochzeit am 14. November 1475 wurde als die Landshuter Hochzeit bekannt. Das Georgstor wurde vermutlich um 1400 gebaut, in seiner jetzigen Form besteht das Georgstor seit 1494.

Im linken Turm war im Erdgeschoß die Torwachtstube untergebracht. Im ersten Obergeschoß befand sich die Wohnung des Kastenwächters. Im Georgstor sind jetzt private Wohnungen. Nach dem Durchschreiten des Tores sehen wir auf der Rückseite den Verbindungsgang.

Im 18. Jahrhundert war das Georgstor der Wohnsitz der Hof- und Stadtthurnermeister (Türmer). Die Geschichte der Burghauser Stadtpfeifer und Thurner läßt sich bis 1479 zurückverfolgen.

Links wurde die Wehrmauer teilweise abgebrochen, aber rechts ist die Wehrmauer noch in ihrer ursprünglichen Höhe erhalten. Hinter der Wehrmauer befindet sich der Wöhrseezwinger. Auf den Wehrmauern waren überkragende, gedeckte Holzwehrgänge angebracht. Rechts vor uns sehen wir den Röhrenbrunnen.

Der Röhrenbrunnen [1400]

Der Brunnen hat eine verzogene Brunnenstube. Die Brunnenstube liegt ca. 10 Meter tief und ist ca. 8 Meter nach rechts schräg zur Wehrmauer versetzt. Der Röhrenbrunnen war noch bis 1960 in Betrieb, es wurde jedoch nur noch Gießwasser für den Obstgarten entnommen. Rechts an die Wehrmauer angebaut sehen wir das Brauhaus.

Das Brauhaus [1400]

Es wurde zum Teil abgebrochen, der verbliebene Rest dient zur Zeit als Baustadel (im Baustadel befindet sich noch der Wehrmauerdurchbruch eines Abtritts). An der Ostseite sehen wir den Stuhlknappenturm.

Turm des obersten Stuhlknappen [1400]

Stuhlknappenturm Der Turm ist mit einer Zinnenkrone versehen. Er beherbergte die Wohnung des obersten Stuhlknappen. Die Stuhlknappen waren keine Sänftenträger, sondern die stets einsatzbereite Alarmwache.

An den Turm schließt sich der Wohnbau der Marstaller an.

Wohnbau der Marstaller und Fuhrknechte [verm. 1400]

Der Wohnbereich der Marstaller und Fuhrknechte war damals nahe am Marstall angesiedelt. Das hatte den Vorteil, daß man in sehr kurzer Zeit das Pferd des Herzogs oder eine Kutsche einsatzbereit machen konnte.

Nach der Auflösung des Marstalls wurde die Hofbinderei und zur Garnisonzeit die Kantine untergebracht. Heute wird das Gebäude als Wohnung genutzt.

An der Südseite des Gebäudes befindet sich ein Andenkenkiosk und eine öffentliche Toilette. Der Treppenabgang links führt zum Stephanstor-Turm und zur Stadt.

Stephanstor-Turm [1400]

Vom Stephanstorturm wurde der Zugang von der Stadt über den Fürstenweg (später im 1900 Jahrhundert auch Kasernenberg genannt. 1998 wurde der Weg fußgängerfreundlich gestaltet) überwacht. Der Turm war mit einer Torwachstube versehen und hatte im Obergeschoß eine Wachstube für die Wachmannschaft und einen Zugang (Schlupfloch) zum überdachten Wehrgang. Renovierungsarbeiten wurden 1998/99 durchgeführt.

Geht man heute von der Burg den Fürstenweg zur Stadt runter, so hat man einen schönen Ausblick auf die Stadt. Das war früher nicht so, auf der Stadtseite war eine Wehrmauer, die jedoch niedergelegt wurde. Wir steigen aber wieder den kurzen Weg zur Burg hinauf und wandern in Richtung Süden zum Halsgraben. An die westliche Wehrmauer waren die Pfisterei und der Marstall angebaut.

Pfisterei und Marstall [1478]

Diese beiden Gebäude, die ebenfalls an der Westseite an die Wehrmauer angebaut waren, sind nicht mehr erhalten. Im Marstall waren bis zu 100 Pferde eingestellt, die Größe des Marstalls kann man noch an den vergitterten Fensterdurchbrüchen feststellen. Der Platz davor wurde ehemals als Tunierplatz und später von der Garnison als Exerzierplatz benutzt.

Von 1932 bis 1985 wurde der Platz als Zuschauertribühne bei den Meier Helmbrechtspielen (ältestes deutsches Dorfepos) genützt. Die Spiele wurden auf dem Gärtlein auf der Altan aufgeführt. (Das Gärtlein auf der Altan diente den Hofdamen als Ausguck auf den Tunierplatz, hier konnten sie ihren auserwählten Ritter ungestört beobachten.) Ab 1985 wurden die Helmbrechtspiele in den Hof der Hauptburg verlegt. Wir sehen rechts den ehemaligen Hohen Turm.

Hoher Turm bei der Roßschwemme [1400 Jh.]

Hoher Turm Der Hohe Turm diente ehemals als Ausguck oder Beobachtungsturm, von hier aus konnte man das Vorwerk vom Pulverturm, aber auch das Plateau gegenüber dem Wöhrsee beobachten. 1781 wurde der Turm niedergelegt, 1960 als Aussichtsturm wieder instandgesetzt, jedoch nicht mehr in seiner ursprünglichen Höhe ausgeführt.

Die in der Nähe des Turmes befindliche Pferdeschwemme ist nicht mehr vorhanden. Daß sich bei einer Pferdeschwemme in unmittelbarer Nähe ein Brunnen (vermutlich ein Laufbrunnen) befunden hat ist zwar logisch, aber zur Zeit ist die genaue Lage noch nicht nachweisbar. Wir gehen am Halsgraben entlang zur Ostseite und stehen jetzt über dem Rundel.

Rundel (auch Kammerer-Turm genannt) [1400 Jh.]

War zugleich der Zugang zu einem unterirdischen Fluchtweg, der zur Stadt und vermutlich sogar unter der Salzach auf die österreichische Seite geführt haben soll. Später wohnte der Museumsleiter und Volksmusikforscher Hans Kammerer (Hans Kammerer war Hauptschullehrer und Schulleiter in Burghausen) im Turm. Von hier aus hat man wieder einen herrlichen Ausblick auf die Altstadt.

Hinter uns befindet sich der Halsgraben.

Halsgraben

Halsgraben und Torbau Er hat eine Tiefe von 8 Meter und eine Breite von 27 Meter. Im Graben befindet sich ein Brunnen, dessen Sohle über 60 Meter in die Tiefe (bis auf das Grundwasser der Salzach) reicht.

Der Graben hat drei Pforten. Einer davon führte nach Süden in die unteren Gewölbe des Torbaus, und unterirdisch führte ein Gang weiter bis zur Dürnitz der Hauptburg (und damit konnte die Hauptburg mit Wasser versorgt werden, ohne das Tor zur Hauptburg zu öffnen). Der zweite Ausgang nach Norden führt zum zweiten Vorhof, und ein Ausgang nach Osten in das Rundel, und von hier durch den unterirdischen Gang zur Stadt, oder ins Österreichische. Dieser Eingang ins Rundel wurde ca. 1970 zugemauert. An der Ostseite befindet sich an der Grabenmauer ein Giebelabdruck. Das war ein Unterstand für Tiere, vermutlich wurden im Graben Schafe gehalten als lebender Proviant.

Vor uns liegt die Hauptburg abgesichert durch eine ehemalige Zugbrücke, und dem Torbau.

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