Der 1. Burghof oder Innerer Schloßhof


Torbau [erbaut 1480/90]

Tor zur Hauptburg Der Torbau wurde Mitte des 16. Jahrhunderts baulich verändert. Der Torbau war mit einer heute nicht mehr vorhandenen Zugbrücke geschützt. Das Seilspiel für die Zugbrücke war unmittelbar hinter dem Tor in einer ausgemauerten Grube untergebracht.

Der Tordurchlaß ist mit einem eisenbeschlagen Tor und einem Schlupfloch ausgestattet. Auf der linken Seite ist die Torwachtstube, darinnen befindet sich ein Tonnengewölbe aus dem Jahre 1550.

Der Aufgang rechts führte zur Wohnung des Kastellans (im Mittelalter Burgvogt, jetzt Schloßverwalter), heute ist die Wohnung des Burgwartes darin untergebracht. Von hier aus hatte man auch einen der beiden Zugänge zu dem Gärtlein auf der Altan.

Halblinks von uns steht der Bergfried, und seitlich davon befindet sich der Zugang zum oberen Burgzwinger.

Der Bergfried [vermutlich 12/13. Jh]

Bergfried Der siebenstöckige Turm mit seinen mächtigen Mauern diente als Ausguck und als Wehrturm, im Winter auch als Gefängnis. Von hier aus konnte man über den Torbau hinweg den gesamten davorliegenden 2. Burghof überblicken, aber auch das gegenüberliegende Salzachufer und das Plateau am Pulverturm einsehen.

1895 hatte der Bergfried noch eine Zinnenkrone, auf der später das Kegeldach aufgesetzt wurde. An den Bergfried schließt sich die Schildmauer mit der Wehrplatte in Höhe des 5. Stockwerkes an. Die Schildmauer erstreckt sich quer über den 1. Burghof.

Wir stehen jetzt vor dem Elsbethentor.

Das Elsbethentor [vermutlich 13. Jh.]

Elsbethentor mit Fresko Auch inneres Burgtor genannt, ist der einzige Zugang zum inneren Schloßhof. Ursprünglich mit einem Tor und einem Fallgitter ausgerüstet. Die Fallgitterschlitze in der Mauer sind heute noch zu sehen. Auf der Innenseite sind noch Reste eines spätgotischen Freskos (Hl. drei Könige aus dem 16. Jahrhundert) vorhanden, der Maler ist leider unbekannt.

Als die Garnison in den 1. Burghof verlegt wurde, wurde neben dem Fresko die Garnisons-Stundenglocke angebracht. Das Fresko wurde 1998/99 restauriert (verfestigt). In der Schildmauer ist eine Öffnung zu sehen, dahinter befindet sich der Schacht, in dem das Gegengewicht des Fallgitters lief.

Dürnitz [13. Jh.]

Als Dürnitz bezeichnete man auf den Burgen den heizbaren Raum. Die Dürnitz ist der schönste und größte Raum auf der Burg. Hier handelt es sich um den Eß-, Aufenthalts-, und Versammlungsraum für die Ritter und Bediensteten. Ein spätgotischer, zweischiffiger Raum, (der schönste und größte Raum auf der Hauptburg) er befindet sich im 1. Obergeschoß und ist durch den linken Treppenaufgang zu erreichen.

Zur Garnisonzeit 1763 bis 1891 wurden schwere bauliche Eingriffe vorgenommen. 1899 wurde die Dürnitz restauriert und wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt. Zwischendurch wurden die Räume noch vom Alpenverein genützt und später war die Jugendherberge darin untergebracht.

Im 2. Obergeschoß ist der Tanzsaal, der einzige Raum mit einer freitragenden Decke. 1997 wurde der Tanzsaal saniert und dient seither als Museumsraum.

Im Untergeschoß waren die Wirtschaftsräume untergebracht, darunter der Zehrgaden (der Vorratsraum für die Lebensmittel). 1939 und 1985 diente die Dürnitz als Kulisse für die Meier-Helmbrechtspiele.

Zehrgaden [verm. 13. Jh.]

Zehrgaden Die großen Vorratsräume befinden sich unter der Dürnitz. Sie mußten genügend Vorräte für den Winter oder einen Belagerungsfall fassen. Die großen Räumlichkeiten sind einen halben Stockwerk unter dem Niveau des Burghofes. Die dicken Mauern und kleinen Fenster sorgen für ein gleichbleibend kühles Klima, das zur Bevorratung notwendig war. Die mächtigen Säulen und die Bögen tragen den Bau der Dürnitz.

Auf der rechten Seite sehen wir die Kemenate.

Kemenate [13. Jh.]

Kemenate Auch als Frauenzimmerstock bezeichnet. Der Zugang führte über die rechte Freitreppe aber auch über einen Treppenraum an der Südseite, (heute der Eingang zum Stadtmuseum) waren die Räume zu erreichen.

Hier befand sich die Wohnung der Herzogin mit ihrem Hofstaat. Die Kemenate wurde mehrfach umgebaut. Anbauten entlang der alten Wehrmauer wurden zuerst ins Hofinnere durchgeführt. Ende des 15. Jahrhunderts wurde ein weiterer Anbau an der Außenseite über den oberen Zwinger vorgenommen, und 1872 der gesamte Bautrakt aufgestockt.

Und weil wir gerade beim Bauen sind, der Herzog ließ einen liebestollen Koch in der Kemenate einmauern, jetzt überlegt Euch mal warum. (Auch eine Art des Strafvollzuges, wenn man mit seinem Geliebten Wand an Wand sein Leben lang wohnt).

Die beiden Gebäude verbindet ein Schwibbogen.

Schwibbogen [15. Jh.]

Der Schwibbogen verbindet die Dürnitz mit der Kemenate in Höhe des 2. Obergeschosses direkt mit dem Tanzsaal. Zur Erinnerung an seine Hochzeit 1523 von Wilhelm IV. mit der Markgräfin Jakobäa von Baden, ließ Wilhelm IV den Schwibbogen mit dem bayrischen und dem badischen Wappen und der Jahreszahl 1523 ausstattet. 1998/99 wurden die Fresko restauriert.

Links stehen wir jetzt vor der Schatzkammer.

Schatzkammer [15. Jh.]

An der Stelle, an welcher der große, gescheibte Turm eingestürzt war, erbaute 1484 Herzog Georg der Reiche seine Schatzkammer. Sie diente als Lagerstätte für den Staatsschatz, aus Gold, Silber und Edelsteinen, u.a. auch von 500.000 Dukaten gemünzten Goldes.

Nach dem Tode Herzog Georg des Reichen im Jahre 1503 wurde der Staatsschatz von seinem Schwiegersohn Ruprecht, nach Neuburg a. d. Donau abtransportiert. Bei der Auflösung der Schatzkammer wurden 70 sechsspännige Pferdewagen benötigt, um die Reichtümer abtransportieren zu können. Anschließend wurden die beiden Herzogtümer Ober- und Niederbayern wieder vereint und fielen an die Münchner Linie der Wittelsbacher, da kein berechtigter Thronfolger vorhanden war. An der Stelle an der Sie jetzt stehen befand sich früher ein Brunnen.

Links sehen wir die Innere Schloßkapelle.

Innere Schloßkapelle [13. Jh.]

Auch Elisabeth-Kapelle genannt. Um 1255 erbaut, wurde sie 1417 und 1475 baulichen Veränderungen unterzogen. Dabei wurde die Kirche erweitert und die Dachstuhlneigung angehoben. Sie ist die älteste gotische Kirche im südbayrischen Raum.

In der Kirche befinden alte Fresken und eine Inschrift. Diese erinnert an den Ritter Hans Trenbeck, der jahrzehntelang treue Dienst auf der Burg verrichtete, zuletzt als Haushofmeister der Herzogin Margarete. Er verlies heimlich die Burg zu Burghausen im Alter von 97 Jahren und trat in ein Kloster ein. Vor seinem Aufbruch schrieb er folgenden Vers außen an die Kapellentür, der später auf eine Steintafel übertragen wurde und in der Kapelle angebracht ist.

Etwa hatt' ich ein Gewohnheit
Wann ich ausreit
Dass ich Gott fest bat
Dass ich hier wieder heim trat.
Nun bitt ich Gott inniglich sehr
Dass ich her wiederkomm nimmer mehr.

Er trat als Laienbruder in ein österreichisches Karthäuserkloster ein. Dort starb er 1468 im Alter von 115 Jahren durch einen Sturz vom Pferd, als er die Steuern des Klosters eintrieb.

Die Kirche selbst ist abgeschlossen, aber vom Palas aus befindet sich ein Zugang auf die Empore und von hieraus kann man das Kircheninnere überblicken, wenn man die Staatlichen Sammlungen besichtigt hat.

Wir besichtigen nun den Kerker.

Kerker [13. Jh.]

Hier wurden die hochgestellten Gefangenen untergebracht. So verweilte von 1247 bis 1249 der Graf Siboto III. von Falkenstein in dem Kerker, aber auch der Erzbischof Piligrim II. von Salzburg verbrachte 1387 und 1388 eine stille Zeit in Burghausen.

Ein weiterer Gast in den Jahren 1446 und 1447 im Kerker war Herzog Ludwig, der Gebartete. er soll hier sein Leben beschlossen haben.

Beinahe ein Dauergast war der schwedische Feldmarschall Graf Horn 1634 bis 1641, verbrachte er doch gut 8 Jahre hier in Haft. Eine gewaltsame Befreiung oder eine heimliche Flucht war unmöglich. Daß die bayrischen Herzöge aber ihre Gefangenen nicht zu grausam, sondern respektvoll behandelt haben, sieht man an so manchen Annehmlichkeiten, die auf Ehrenwort, aber auch durch gute Bewachung erteilt wurden.

So durften sich die Gefangenen am Tag frei im Hof bewegen, mit anderen Personen Kontakte aufnehmen, und nach strenger Kontrolle Besuche und Post empfangen. Graf Horn wurde der finstere Kerker erspart, er durfte ein Zimmer in der Fürstenwohnung bewohnen, (schließlich stelle er ein gutes Tauschobjekt dar) sogar Bücher wurden ihm zur Verfügung gestellt. Er sprach außer Schwedisch auch Deutsch, Latein und Französisch. Ausfahrten mit der Kutsche in das umliegende Land (nur unter strenger Bewachung, denn Gelegenheit macht Diebe) wurden gestattet. Bei seinen schweren Erkrankungen unter anderem auch Gelbsucht, stelle man ihm auch die Ärzteschaft zur Verfügung. Da sich die Unterhändler über das passende Tauschobjekt nicht einigen konnten, zog sich seine Gefangenschaft auf der Burg 8 Jahre hin. Nach dieser Zeit fand man den 1638 in französische Gefangenschaft (die Franzosen und Schweden waren damals Verbündete) geratenen bayrischen Reitergeneral Johann von Werth als die geeignete Person zum Austausch. 1642 fand der Austausch der beiden Heerführer auf der Brücke von Lahr bei Baden statt.

Wir stehen nun vor dem Palas, dem Fürstenbau.

Palas [12./13. Jh.]

Pallas Der Palas oder Fürstenbau besteht im Untergeschoß und im 1. Obergeschoß aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Innenumbauten wurden 1480 vorgenommen.

Zu weiteren schweren baulichen Veränderungen im Innenbereich kam es in der Garnisonzeit (1763 bis 1891) als das 2. königl. Jägerbatalion in der Hauptburg untergebracht war. Ab 1899 wurde mit der Restaurierung der Hauptburg begonnen.

Während des zweiten Weltkrieges 1939 bis 1945 waren von der Münchner Pinakothek die Gemälde hierher ausgelagert. Heute befindet sich das Staatliche Museum in den Räumen des Palas.

Vom zweiten Obergeschoß führt eine Treppe auf das Aussichtsplateau. Von hier aus hat man eine herrliche Aussicht auf die gesamte Burganlage, die historische Altstadt, und Neustadt, die Salzach mit ihrem Steilufer und ins österreichische Land. Der Pulverturm, Wöhrsee (ehemalige Flußlauf der Salzach zur Eiszeit), und in der Ferne sind mehre Kirchen auszumachen. Im Norden erscheinen am Horizont das Kreiskrankenhaus, die Industrieanlagen der Wacker-Chemie, und OMV (früher Marathon) und etwas nach links sieht man die Kümmernis, eine Glätschermoräne aus der Würmzeit. Auf jeden Fall ein Muß für jeden Besucher, denn hier liegt einem die ganze Herrlichkeit von Burg und Stadt zu Füßen, ein Anblick, den man bestimmt nicht mehr vergißt!